Unser krankes System - Pflegeurlaub, Krankenstand, Urlaubsgeld & co
Eine Diskussion über Pflegeurlaub...
Ich habe vor Kurzem eine Diskussion auf Instagram verfolgt, bei der es darum ging, dass der Pflegeurlaub für Mamas viel zu wenig sei. Themen wie diese beschäftigen mich in der letzten Zeit sehr und daher kommt heute mal ein Blog-Beitrag, der zum Nachdenken anregen soll... natürlich gerne auch zum Kommentieren!
Dass sich viele Elternteile aufregen, dass es zu wenig Pflegeurlaub gibt, verstehe ich zum Teil, ABER: ich sehe es halt auch von der Arbeitgeberseite. In meiner Denkweise geht es jetzt nicht um Großkonzerne mit Tausenden Mitarbeitern (wobei dort wahrscheinlich heruntergebrochen genau so kalkuliert wird), aber ich hatte selber 12 Jahre lang eine Werbeagentur und hatte am Ende acht Leute im Team. Unsere Auftragsbücher waren immer Monate im Voraus voll, was ja prinzipiell positiv ist. Wenn allerdings jemand auf Urlaub war, war das für mich als "Chef" immer eine kleine Katastrophe!
Die Seite des Dienstgebers...
Nur als Beispiel - der Sommer: Jeder bekommt im Sommer Urlaubsgeld, das heißt für das Unternehmen DOPPELTE Ausgaben (also wenn die Lohnkosten normal 5.000,- betragen, liegen sie im Sommer über 10.000,-. Man bedenke: bei weniger Arbeitsleistung (-unterstützung), weil ich dafür (zusätzlich zu meinen Geschäftsführer-Arbeiten) auch noch deren Aufgaben übernehmen musste. Es kann ja selten eine Firma einfach still stehen. Das heißt, wenn die Leute auf Urlaub sind, kann ich weniger Aufträge annehmen, bekomm also weniger Geld rein, muss zusätzlich selber doppelt so viel arbeiten und der Firma oder mir bleibt am Ende sowieso nichts mehr. Meistens dauert das auch länger als 1 Monat sich davon wirtschaftlich wieder zu erholen. Warum? Weil sich irgendjemand einfallen lassen hat, dass man einfach doppelt so viel zahlen muss, damit die Angestellten auf Urlaub fahren können.... (Btw: natürlich kalkuliert man es in seinem Jahresplan mit ein und muss damit umgehen und planen können - das ist mir schon klar! Ändert aber nichts an der Situation).
Das gleiche Spiel kommt im Winter: Ich zahle allen doppelt so viel, damit meine Angestellten Weihnachtsgeschenke kaufen können? Da hab ich mich oft gefragt, warum es nicht jedem selbst zuzumuten ist, sein Geld unterm Jahr so einzuteilen, dass man sich einen Urlaub oder Geschenke leisten kann, warum muss ich das für alle einplanen? Lieber würde ich dann, wenn wir ein Projekt toll gemeinsam gemeistert haben, einen Bonus auszahlen (in der Höhe, die auch angebracht ist). Würde vermutlich auch mehr wertgeschätzt werden, als ein Urlaubsgeld - das ja sowieso kommt.
Ich hatte das Glück, Mitarbeiter gefunden zu haben, die mit mir ein Team waren (klar liegt das vermutlich auch immer an einem selbst und am Führungsstil, aber das hat ja jeder Geschäftsmann/frau selbst in der Hand). In den 12 Jahren hatte ich nicht 1 Krankenstand-Tag zu verbuchen und alle haben immer zusammen gehalten.
Moderner Arbeitsstil & kompetente, verantwortungsbewusste Mitarbeiter
Warum? Weil sie alle die Freiheit bekommen haben, wie und wann sie arbeiten. Ich kategorisiere das mal als modernen Arbeitsstil. Klar geht das nicht in jedem Bereich, aber meistens muss man nur ein bisschen kreativ sein. Wenn sich jemand nicht gut gefühlt hat oder in der Familie etwas passiert ist, hatten sie so viel Verantwortungsbewusstsein, dass sie die Arbeit untereinander aufgeteilt oder sie am nächsten Tag gemacht haben, wenn es etwas Kurzfristiges war. Aber ich musste nie einen Krankenstand bezahlen oder verbuchen.
Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass ich jedem dritten auch noch Pflegeurlaub geben müsste - was ja das gleiche Prinzip ist wie vorhin beschrieben beim Urlaubsgeld (ich muss dafür ja umso mehr selber arbeiten oder muss Projekte absagen / verschieben) dann würde ich glaube ich komplett durchdrehen oder mir echt überlegen, Menschen eine Arbeitsstelle zu geben oder lieber weniger Projekte annehmen.
Was geht mich das Kind eines Angestellten an?
Und jetzt ganz hart, aber objektiv gesagt: Was geht mich als Arbeitgeber das Kind eines Angestellten an? Darum muss man sich doch selber kümmern können, oder? Muss ich mich als Chef quasi auch darum kümmern?
Und dann ist da die andere Seite, die Familienseite, die ich persönlich natürlich ganz anders sehe. Als Mama möchte ich für mein Kind immer da sein, deswegen aber auf meine Verwirklichung / meinen Job oder mein Geld zu verzichten nur, weil es beim Arbeitgeber keine flexible Möglichkeit gibt, ist ja auch nicht das Wahre....
Somit gibt es hier für mich 2 Aspekte, die mich beschäftigen:
1) Arbeitgeber im alten System
Warum bleiben also so viele Arbeitgeber in diesem alten System bestehen und werden nicht kreativ bei der Mitarbeiterführung und ihren Vorgaben? Selbst im Supermarkt kann ich es doch so aufbauen, dass das Team sich selbst koordiniert. Kann ich einmal spontan nicht arbeiten, soll ich die Möglichkeit haben, einfach mit jemandem zu tauschen. Mich SELBST zu organisieren, dass das Geschäft auch ohne mich weiter läuft. Eine Kollegin, die für mich einspringt, für dich ich dafür den Freitagnachmittag übernehme zb? Das alles kann doch der Mitarbeiter organisieren, sofern das Team gut aufgebaut ist und zusammen hält. Ich finde, nicht, dass die Lösung ist, dass ich einfach Pflegeurlaub nehme, der Arbeitgeber dann vor einem "Loch" steht und sich zusätzlich zu seiner täglichen Arbeit auch darum kümmern muss, dass der tägliche Betrieb läuft... Es war jetzt nur ein Beispiel, denn mir ist klar, dass es die Möglichkeit von Home-Office nicht überall gibt. Doch selbst bei Büro-Arbeiten wehren sich so viele Geschäftsführer noch gegen flexiblere Arbeitsmodelle.
2) Warum braucht man überhaupt Pflegeurlaub?
Und der 2. Aspekt ist für mich (und da weiß ich, werde ich bei vielen Mamas in eine Wunde greifen): warum geht man nicht auf den Grund, warum ein Kind überhaupt ständig krank ist? Die Angst, zu wenig Pflegeurlaub zu bekommen entsteht doch erst gar nicht, wenn das Kind gesund ist!
Ich war selbst als Kind mindestens 1x im Monat krank, und zwar so richtig, mit eitrigen Mittelohrentzündungen, Lungenentzündungen usw. In den letzten Jahren hab ich mein Leben aufgearbeitet und habe heute alles verstanden, warum ich damals krank war. Krankheiten gibt es in meiner Weltansicht nicht mehr. Jede "Krankheit" ist ein Zeichen des Körpers, dass die Seele sich nicht wohlfühlt oder etwas unstimmig ist. Wenn man dem auf den Grund geht und das aufarbeitet, dann muss der Körper gar keine mehr Schwäche zeigen.
Aber auch meine Eltern haben das ignoriert, weil sie es nicht besser wussten! Sie waren verzweifelt deswegen, haben es aber darauf geschoben, dass man mit vielen Kindern zusammen ist und ja jeden Monat "etwas anderes umgeht"... so ein Bullshit! Sind wir mal ehrlich: da müsste jeder Mensch sich täglich mit etwas Anderem anstecken.... man bekommt das doch nur, weil man eine Schwachstelle hat und die von innen nach außen mitgeteilt werden möchte, um sie zu beheben. Nicht sie zu behandeln und die Symptome zu bekämpfen, wie es der Großteil macht. Nein, es wäre so viel einfacher, wenn wir verstehen lernen, was uns der Körper sagen möchte, und den Ursprung beheben.
Es ist einfacher, Symptome zu behandeln, als den Urprung
Und wenn wir das bei unseren Kindern schon ignorieren, herzliche Gratulation! Ich weiß selbst, womit man dann später zu tun hat, wenn es irgendwann einfach "gar nicht mehr geht". Ich habe das selbst alles durch und weiß, dass es viel einfacher ist Symptome zu behandeln, als den Ursprung zu finden. Es ist auch einfacher, Ausreden zu suchen, warum mein Kind krank ist, weil das bei Kindern ja auch die Eltern betrifft. Der Ursprung der Probleme kommt ja nie von einem kleinen Kind, sondern immer von den Erziehungs-Personen. Die meisten Kids starten mit den Krankheiten, sobald sie in den Kindergarten kommen, oder? Hat schon mal jemand nachgedacht, dass weder die anderen Kids mein Kind krank machen, noch der Virus der scheinbar "umgeht"? Könnte ich mir einen Virus nicht bei den Nachbarskindern oder in der Familie genau so holen? Ich bin davon überzeugt, dass einzig und alleine unser System, in das sie hinein gepresst werden, die Kinder krank macht.
Klar, es ist ebenso einfach, mich darüber aufzuregen, wie wenig Pflegeurlaub man vom Staat oder der Arbeitsstelle bekommt. Es wäre aber einmal ein anderer Denkansatz, so zu leben, dass man gar keinen Pflegeurlaub auf Kosten anderer (Dienstgeber & co) mehr benötigt!
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